Rietheim (Reothaim) und wahrscheinlich auch Weilheim (Amalpertiwilare) werden gemeinsam anlässlich einer Schenkung erwähnt. Die Urkunde wurde in Dürbheim ausgestellt. Bei einer weiteren Schenkung in Wurmlingen wird Rietheim 834 wieder genannt. Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich mehrfach, lehnte sich aber immer an das „Ried“ im Faulenbachtal. Rietheim besteht aus mehreren Siedlungsplätzen wie Bulzingen, Heuchen, Höfle, Kehlen, Lupbühl, Schmidten und den 200m höhergelegenen Rußberg. Das etwa eine Viertelstunde vom Mutterdorf entfernt liegende Bulzingen ist wahrscheinlich der älteste Dorfteil. Der Ortsteil um die Kirche wird Dörfle genannt.

Später gehörte Rietheim zur Herrschaft Lupfen und wurde 1444 an Württemberg verkauft. Ab 1491 waren Rietheim und Hausen ob Verena lange Zeit die einzigen Orte der Herrschaft Karpfen. Ein historisches Bauwerk Rietheims ist das Schloss mit dem Wiederhold´schen Wappen am Portal. Die Herren vom Karpfen und Wiederhold residierten im Rietheimer Schloss. Die Erben der Wiederholds waren die Freiherren Varnbüler von und zu Hemmingen, deren Familie das Schloß heute noch gehört.

 

Ein altehrwürdiges Bauwerk ist der Turm der um 1000 erbauten Sylvester-Kapelle, die 1835 als alt und baufällig abgebrochen wurde. Der Turm blieb stehen. Im gleichen Jahr entstand die heutige Kirche in einfachem Stil. Sie wurde 1963/64 innen renoviert und modernisiert. Aus Anlass des 150-jährigen Bestehens wurde sie 1985 wiederum erneuert, wobei sie ihr ursprüngliches Äußeres erhielt.

Rietheim hat eine Markungsfläche von 688 ha, davon 210 ha Wald und 478 ha Feld und Ort. Rietheim hat 1537 Einwohner und liegt 686 m hoch; der Rußberg 888 m.

Wichtigster Wirtschaftszweig war die Landwirtschaft, wobei auch dem bäuerlichen Handwerk und im 19. Jahrhundert besonders den Schuhmachern, Leinenwebern, Strumpfwirkern und Schneidern eine gewisse Bedeutung zukam. Seit 1925 gibt es Industriebetriebe in Rietheim, die nach dem II. Weltkrieg einen steilen Aufschwung nahmen.

Das bedeutendste Unternehmen ist die 1925 gegründete Marquardt GmbH als Fabrik für Schalter und Schaltsysteme, mit rd. 1900 Arbeits- und Ausbildungsplätzen.